Weihnachten? Gemeinsame Zeit!

Für mich zählte nie der Wert der Geschenke. Wichtiger war mir immer die gemeinsame Zeit mit den Liebsten.

Als Kind liebte ich es zu meinem Urgroßvater Hannes zu gehen. Der wohnte bei uns im Haus unterm Dach. Mit dem Tod seiner Frau hatte er die große Wohnung im Erdgeschoß für uns frei gemacht & ist nach oben gezogen.

So oft ich nur konnte war ich bei ihm. Er hat mir gezeigt wie man aus Zeitungen wundervolle Papierschiffe falten konnte. Es roch nach Pfeiffentabak & Old Spice, nach Tee & Labskaus. Dabei erzählte er dann oft von seinen jungen Jahren auf See. Gebürtiger Kieler mit einem Ankertatoo als Erinnerung seiner ersten Atlantiküberquerung. Geschichten vom Klabautermann, Meerjungfrauen, gefährlichen Waalen, Riesenkraken,... sicherlich einiges an Seemannsgarn dabei, ABER es war einfach nur wundervoll. Durch ihn wurde auch meine Neugier auf Geschichten geweckt & meine Phantasie beflügelt. Danach las ich alles von Karl May bis Jules Verne.

Leider starb Hannes noch als ich ein kleiner Junge war, aber die Erinnerung an ihn bliebt sowie die Liebe zu Geschichten & Büchern.

Ich nutze dieses Weihnachtsfest, um eine Serie von Geschichten rund um Hamburg sowie natürlich um Seifen zu veröffentlichen. Vielleicht gefällt die ein oder andere ja. Dann gibt es hier regelmäßig mehr. Und, zum 24.12. gibt es zum Abschluss ne ganz besondere Geschichte.

Zu Ehren des guten Hannes, unvergessen!

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1 kleine Geschichte der Aleppo-Seife

Es war einmal, vor langer, langer Zeit, in einer wunderschönen Stadt namens Aleppo, die im Herzen des alten Mesopotamien lag, das auch Zweistromland genannt wurde. Diese Stadt war berühmt für ihre Handwerkskunst & ihren regen Handel, aber noch wusste niemand, dass hier bald etwas ganz Besonderes entstehen würde.

In den engen Gassen Aleppos lebte ein weiser alter Seifenmeister. Baschar. In unsere Sprache übersetzt steht dies für: Überbringer der guten Nachrichten. Tag für Tag mischte er Öle & Aschen, um Seifen herzustellen, doch er träumte davon, etwas Einzigartiges zu erschaffen.

Eines Tages, als er durch die duftenden Olivenhaine außerhalb der Stadt spazierte, begegnete er einer geheimnisvollen alten Frau. Sie überreichte ihm einen Zweig des Lorbeerbaums & flüsterte: ‚Hierin liegt das Geheimnis der perfekten Seife.‘

Der Seifenmeister war fasziniert. Zurück in seiner Werkstatt begann er zu experimentieren. Er mischte das kostbare Olivenöl mit dem Öl der Lorbeerbeeren & erhitzte die Mischung in einem großen Kessel über offenem Feuer.

Viele Tage & Nächte rührte er unermüdlich in seinem Zaubertrog. Immer wieder war er von dem Ergebnis enttäuscht, ließ sich aber nie entmutigen. So versuchte er es immer & immer wieder. Die Bewohner Aleppos rochen den würzigen Duft & wurden neugierig. Als der Seifenmeister endlich fertig war, hatte er eine grüne, duftende dickflüssige Paste erschaffen.

Er goß diese in ein Steinbecken, ließ sie auskühlen & schnitt dann 200g große Stücke aus der Seifenmasse heraus. Diese ließ er an der Sonne trocknen. Mit der Zeit veränderten die Seifenstücke ihre Farbe - außen wurden sie wundervoll honigfarben, während ihr Inneres grün blieb, als würden sie ein Geheimnis bewahren.

Die Menschen Aleppos waren begeistert von dieser wunderbaren Seife. Sie reinigte sanft, pflegte die Haut & duftete dabei noch herrlich natürlich. Bald sprach man in der ganzen Region von der magischen Seife aus Aleppo.

Reisende & Händler trugen die Kunde von der Aleppo-Seife in ferne Länder. Sogar Könige &  Königinnen wollten diese besondere Seife in ihren Palästen haben. Bald zogen lange Karawanen in alle Richtungen der Erde, um die Seifenstücke zu transportieren. Anfangs wurden sie fast wie Gold gehandelt.

Der alte Seifenmeister gab sein Wissen an junge Lehrlinge weiter & so wurde die Kunst der Aleppo-Seife von Generation zu Generation weitergegeben. Noch heute, viele Jahrtausende später, wird die Aleppo-Seife in der Region Aleppo im heutigen Syrien nach diesem alten Rezept hergestellt.

Und wenn du das nächste Mal ein echtes Stück Aleppo-Seife in den Händen hältst, denk daran: Du hältst ein Stück Geschichte & reinste Seifen-Magie in deinen Händen, geboren aus der Weisheit eines alten Seifenmeisters & dem Geheimnis des Lorbeerbaums. 

Das am wenigsten bekannte Geheimnis ist, dass diese Seifen reifen müssen. Mindestens 9 Monate lang in den Gewölben der Region Aleppo. Erst durch diesen Prozess werden sie so mild & rückfettend, dass sie selbst bei erkrankter Haut dauerhafte Linderung verschaffen können.

5 Jahrtausende später versuchen Menschen schnelles Geld mit Nachahmungen der Seife zu verdienen. Diese werden oft in riesigen Fabriken in China produziert. Sie sehen den alten Seifen ähnlich, haben jedoch nicht deren Geist & Historie. Sie werden aus minderwertigen Zutaten & oft sogar aus Mineralöl hergestellt. Um dies zu verbergen werden sie oft gefärbt. Meist werden diesen Imitaten noch Düfte hinzugefügt. Der alte Seifenmeister wäre sehr traurig, wenn er davon erfahren hätte.

In einem kleinen Seifengeschäft im Herzen Hamburgs kannst Du allerdings noch heute Aleppo-Seifen nach der alten Rezeptur & mit der richtigen Reife kaufen. Für viele Erkrankte ist diese noch heute die beste & einzig wahre feste Pflanzenseife. Dies weiß der Seifenmann aus eigener leidvoller Erfahrung, denn seit seiner Kindheit hat er eine schwere Hauterkrankung, die die Mediziner Neurodermitis nennen. 

Wenn eine Rezeptur mehrere tausend Jahre ohne Veränderung überlebt, dann kann viel Gutes daran sein.

Es gibt sie doch noch die guten Dinge!

Ob dies wieder nur so ein weiteres Märchen ist, kannst Du jederzeit selbst HIER herausfinden.

Es war einmal im alten Land, da beschloss eine Seute Deern (‚süßes’ Mädchen, junge Dame) einen Lebkuchen nach dem Ebenbild ihres Herzallerliebsten zu schaffen. Dazu mischte sie per Hand frische Landeier, Mehl aus der Mühle ‚Venti Amica‘ & ausgewählte Gewürze aus der Hamburger Speicherstadt. Sie schnitt eine männliche Form aus dem wohlduftenden Teig. Der Holzofen knisterte & erfüllte die ganze Küche mit angenehmen Feuerduft. 

Als sie die Form aus dem Ofen nahm & ihn reichlich mit Zuckerguss verzieren wollte, erwachte der Lebkuchenmann zum Leben & sprang vom Backblech, streckte ihr die Zunge raus & rief ‚Mich isst Du nicht!‘ 

Beherzt hüpfte er aus dem geöffneten Küchenfenster. Die Seute Deern raffte ihre Röcke & rannte ihm so schnell hinterher wie sie nur konnte. Doch der Lebkuchenmann war flink & listig. ‚Renne, renne so schnell Du nur kannst! Du kannst mich allerdings nicht fangen, denn ich bin der Lebkuchenmann!’ rief er immer wieder fröhlich. Auf seiner Flucht traf er ein hungriges Schwein, eine Kuh & sogar einen blauem Hund, die alle versuchten, ihn zu fressen. Doch der Lebkuchenmann war immer schneller & frohlockte jedes Mal lautstark: ‚Niemand kann mich fangen!‘

Schließlich kam er in Höhe von Finkenwerder an die Elbe & sah die leuchtenden Lichter der Großstadt auf der anderen Seite. ‚Da muss ich unbedingt hin.‘ sprach der Lebkuchenmann ‚Auf der anderen Seite soll gerade ne coole neue Band aus Liverpool spielen.‘ Das machte einen in der Sonne dösenden Seehund auf ihn aufmerksam. Dem grummelte der Magen, weil er heute noch keinen Fisch gefangen hatte. Deshalb bot er dem Lebkuchenmann an ihn auf der anderen Seite abzusetzen. Doch dieser war inzwischen skeptisch. ‚Du willst mich doch auch nur fressen‘ sagte er zum Seehund. Der schüttelte den Kopf & betonte, dass er ausschließlich Fisch fresse, heute ohnehin seine Großmutter Antje in Hagenbeck besuchen wollte & er schon spät dran sei. Das er dabei die Schwanzflosse kreuzte, sah der Lebkuchenmann nicht.

Da er nicht schwimmen konnte, sprang er auf den Rücken des Seehundes. Als sie fast am anderen Ufer waren, warf der Seehund den Lebkuchenmann in die Luft, öffnete sein Maul ganz groß & wollte ihn trotz seines Versprechens fressen. Eine schlaue Möwe schnappte sich den Lebkuchenmann im Flug, sie hatte die beiden schon eine ganze Zeit aufmerksam beobachtet! 

Als die Möwe mit dem Lebkuchenmann im Schnabel auf der Höhe der Landungsbrücke ankam, nahm er all seinen Mut zusammen, ballte die linke Faust & versetzte der Möwe einen harten linken Haken. Verdutzt öffnete sie ihren Schnabel & ließ den Lebkuchenmann fallen.

Der rannte um sein Leben & sprang in die gerade abfahrende U3 & war seitdem nicht wieder gesehen.

Aber, wenn es nachts ganz still ist, hört man ihn heute manchmal noch rufen ‚Niemand kann mich fangen, denn ich bin der Lebkuchenmann!‘

Zuletzt gesichtet wurde er in der Nähe der Hoheluftbrücke in Harvestehude. Einige feine Nasen haben gar einen betörenden Lebkuchenduft aus einem kleinen bescheidenen Seifenkontor in der Nähe des Isemarktes wahrgenommen. 

Doch, dass ist sicherlich wieder nur so ein weiteres Märchen.